In die Zukunft zu schauen, macht angesichts der bedrängenden Gegenwart wenig Freude. Im Arco Verlag ist die Ukraine ebenfalls Thema – mit ukrainischen Texten aus den Jahren zwischen Grauen und verborgener Hoffnung um den Ersten Weltkrieg, als das Land um seine Unabhängigkeit rang und gleich zwei Nachbarstaaten es sich gewaltsam einverleiben wollten. Auch kein freudiger Anlaß ist der 100. Jahrestag der Ermordung Walther Rathenaus am 24.6., zu dem wir Alfred Kerr eindrucksvolles Portrait mit »Erinnerungen an einen Freund« vorlegen.

Verfilmt wurden die zwei Romane von Heere Heeresma und Jan Wolkers, mit denen wir – nach Marga Minco – unser niederländisches Programm fortschreiben. Die Lichtgestalt der modernen niederländischen Dichtung aber ist bis heute der Flame Paul van Ostaijen, der – nach 1918 – ein ziemlich furchterregendes Berlin erlebte und mit der deutschen Avantgarde verbunden war.

Zur europäischen Avantgarde gehörten Claude Cahun – heute eine Ikone der queeren Kunst – und der noch völlig neu zu entdeckende Schweizer Gilbert Clavel. Helmut Schulze – James-Joyce- und Arrigo-Boito-Nachdichter – setzt sich experimentell über Sprachgrenzen hinweg und tischt eigne Gedichte in vier Zungen auf – tetraglott. Wie der Polsko-Italiener Arrigo Boito knüpft auch Josef Jedlička an Dante an – in seinem Fall, um das Inferno im ab 1948 stalinisierten Böhmen zu fassen. Neuerscheinungen von Arrigo Boito, Mário de Sá-Carneiro und Endre Kukorellymach(t)en den Auftakt zum neuen Jahr.