Georg Kreisler wurde 1922 in Wien geboren, es folgte – wie er selber es sagt – das »Leben eines Nomaden«. Nach der deutschen Annexion Österreichs als Jude schikaniert und bedroht, glückte 1938 seine Emigration in die USA, zunächst nach Hollywood. Dort setzte er seine musikalische Ausbildung fort und arbeitete auch mit prominenten Zeitgenossen zusammen. Als musikalisches Multitalent schlug er sich durch, ab 1942 auch in der US Army: eher als Entertainer denn als Soldat. Nach dem Krieg trat er jahrelang in New Yorker Bars auf. 1955 nach Wien zurückgekehrt, begann er da seine erfolgreiche Bühnenkarriere als Kabarettist und Chansonier. Ab 1976 lebte Kreisler in Berlin, danach lange in Basel, inzwischen in Salzburg.

Als Kabarettist legendär, knüpft Georg Kreisler an die großen Berliner und Münchner Kabarett- und Kleinkunsttraditionen der Weimarer Republik sowie die Wiener Szene rund um den Naschmarkt an – an Autoren wie Wedekind, Morgenstern, Ringelnatz, Mehring oder Jura Soyfer.

Zu Kreislers Œuvre zählen auch zwei Opern (»Das Aquarium oder die Stimme der Vernunft«, »Aufstand der Schmetterlinge«), Musicals – u. a. »Heute Abend: Lola Blau« – und Theaterstücke (wie »Adam Schaf hat Angst«, 2002). Seine Lieder und Chansons sind auf zahllosen Platten und CDs aufgenommen und zu lesen in Büchern wie »Zwei alte Tanten tanzen Tango« (1964), »Lieder zum Fürchten« (1964), »Nichtarische Arien« (1969), »Ich hab ka Lust« (1980), »Taubenvergiften für Fortgeschrittene« (1983). Bei den Kollegen vom Berliner Verbrecher Verlag erschien im März 2010: »Zufällig in San Francisco. Unbeabsichtigte Gedichte«. Wir erfreuen uns immer wieder an seinem wunderbaren ersten Buch im Arco Verlag: Mein Heldentod. Prosa und Gedichte (2003).

Auch als Prosaautor ist Georg Kreisler erfolgreich, u. a. mit »Worte ohne Lieder«(1986),»Das Auge des Beschauers«(1995),»Heute leider Konzert«(2001), »Wenn ihr lachen wollt« (2001), »Letzte Lieder« (2009). Als Romancier debütierte Georg Kreisler 1990 mit »Ein Prophet ohne Zukunft«, es folgte 1996 der vielbeachtete Roman »Der Schattenspringer«. Mit Alles hat kein Ende legte Georg Kreisler 2004 seinen fabulierfreudigsten und wildesten dritten Roman – und sein zweites Buch im Arco Verlag – vor.

Mit unserem sowieso ausgezeichneten Autor haben wir uns am 6. Juni 2010 über die Verleihung des Hölderlin-Preises an ihn gefreut. Er selber schrieb dazu unter www.georgkreisler.de schöner, als wir das könnten: »Aber besonders freut es mich, ja, ich fühle mich hochgeehrt, weil ich im Juni in Bad Homburg den Hölderlin-Preis bekommen werde. Friedrich Hölderlin (1770–1843) ist ein unbedingtes Vorbild für jeden der Gedichte schreiben will, seine Gedichte, seine Träume, wahnsinnig schön, unerreicht! Und gerade habe ich fünfzig Gedichte geschrieben (siehe oben) und bekomme den Preis. Das ist kein Zufall, das ist Absicht – aber von wem?«

 
Georg Kreisler
Georg Kreisler
im Arco Verlag