Kaschau war eine europäische Stadt
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Michael Okroy
Kaschau war eine europäische Stadt
Ein Reise- und Lesebuch zur jüdischen Kultur und Geschichte in Košice und Prešov
248 S. / 20 x 24 cm / 1. Aufl.
Paperback
Mai 2005
sofort lieferbar
ISBN 978-3-938375-01-3
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»Kaschau war eine europäische Stadt ...« – so erinnerte sich der postum zu Weltruhm gelangte ungarische Schriftsteller Sándor Márai (1900–1989) an seine geliebte Geburtsstadt. Denn in der ostslowakischen Metropole lebte ein "europäisches" Völkergemisch unterschiedlicher Sprache und Religion weitgehend friedlich miteinander, ehe die mörderische Politik der Nationalsozialisten sowie ihrer ungarischen und slowakischen Helfershelfer dem ein Ende setzte. Hauptleidtragende waren Juden, die entscheidend zum wirtschaftlichen Aufstieg und zur kulturellen Blüte Kaschaus beigetragen hatten.

Michael Okroy geht den vielfältigen Spuren jüdischer Vergangenheit und Gegenwart in Košice und der Nachbarstadt Prešov nach. Auf Stadtrundgängen erschließt er ein vernachlässigtes Kapitel der lokalen Geschichte und Kultur. Am Beispiel Košice zeichnet er die Katastrophe der mitteleuropäischen Juden nach: 1944 ist nicht nur die große jüdische Gemeinschaft fast vollständig ausgelöscht worden. Der Bahnhof wurde darüber hinaus zum »Umschlagplatz« für über 300 000 ungarischer Juden auf dem Transport in die deutschen Vernichtungslager in Polen. In einer akribischen Spurensuche hat der Verfasser exemplarisch Einzelschicksale rekonstruiert und Schauplätze erkundet. Jüdische Zeitzeugen erzählten ihm von ihren bewegenden Erfahrungen.

Heute bemühen sich die Jüdischen Gemeinden in Košice und Prešov mit großer Hingabe, das Gedenken an die Schoah mit einer selbstbewußten Wiederbelebung jüdischen Lebens zu verknüpfen. Das Erinnern an die reichen jüdischen Traditionen ist ihnen ein wichtiges Anliegen. Dazu gehört auch die Pflege und Bewahrung von Synagogen, Museen, Friedhöfen, die teilweise akut von Verfall bedroht sind.

Diese bewußt zweisprachige Buchpublikation soll den Mitteleuropareisenden ebenso ansprechen wie die Bewohner dieser Städte. So ist ein Stadtführer entstanden, der neugierig auf eine Reise in die Ostslowakei, auf den Besuch von Košice und Prešov macht, der ein hervorragender Begleiter auf Streifzügen vor Ort ist.

Zusätzlich lädt der Band zur Lektüre von Geschichten über die beiden Städte und die Region ein. So vielfältig wie die einstige Einwohnerschaft, liest sich der große Literaturteil Kaschauer Lesebuch mit Beiträgen von Kaschauer Autoren wie Sándor Márai, Dušan Šimko, Stanislav Rakús, Eduard Goldstücker und Olivér Rácz; von Besuchern wie Egon Erwin Kisch, Daniel Speer, Ivan Olbracht, Joseph Roth, Fritz Beer und Karl-Markus Gauß.

Testimonials

»Es bleibt wohl nur die Verpflichtung, Denkmäler, Reste und Relikte der jüdischen materiellen und geistigen Kultur zu erhalten, denn es geht um einen Bestandteil der jüdischen Kultur in der Slowakei.« Juraj Spitzer

»Die schönsten, wahrsten, menschlichsten europäischen Erinnerungen verdanke ich dieser ungarischen Bürgerkultur in der Grenzstadt [Kaschau], eine bessere habe ich später nirgendwo auf der Welt gefunden.» Sándor Márai

»Viele der heute wieder leuchtenden Metropolen des östlichen Europa sind Städte nicht nur mit einer, sondern mit vielen Vergangenheiten. Man sieht ihnen bis heute an, daß sie Vielvölkermetropolen waren und daß sie von den Säuberungswellen des 20. Jahrhunderts geschundene Städte sind. Heute dürfen, ja: müssen wir die verborgenen und so lange verschwiegenen Geschichten wieder zum Sprechen bringen ... wo auch immer.« Karl Schlögel

»In Kaschau herrschte damals ein intensives intellektuelles Leben, nicht nur, was politische Inspiration anging, sondern viel mehr noch in künstlerischer und kultureller Hinsicht.« Eduard Goldstücker