Pécs
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Wilhelm Droste (Hg.), Éva Zádor (Hg.)
Pécs
Ein Reise- und Lesebuch
388 S. / 40 Abb.
Paperback
Oktober 2010
sofort lieferbar
ISBN 978-3-938375-35-8
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Europäische Kulturhauptstadt 2010

Ein falscher Buchstabe macht manchmal den Unterschied. Wer in Ungarn nach Wien will, fragt nach einem Fahrschein nach Bécs. Aus der Weltstadt Wien kann aber, verwechselt man den Anfangsbuchstaben, leicht die abseitige Provinzmetropole Pécs in Südungarn werden. Welten liegen dazwischen, aber auch Pécs ist unbedingt eine Reise wert. 2010 tritt die neue Europäische Kulturhauptstadt aus dem langen Schatten von Budapest. Als Kulturhauptstadt ist Pécs (Fünfkirchen) sozusagen die kleine Schwester von Essen und dem Ruhrgebiet sowie Istanbul. Daß diese kleine Schwester großen Charme hat und sich gegenüber den Geschwistern spielend, mit Witz und Verstand, Geschichte und Tradition, Architektur und Kultur behaupten kann, macht dieser Band – zugleich die aktuellste Publikation über Pécs – deutlich und für Reisende erfahrbar.

Pécs ist eine eigenwillige Stadt. Schon geographisch wendet sie der dominanten Hauptstadt Budapest trotzig den Rücken zu und richtet ihre Sinnesorgane in andere Welten. Pécs »versteckt sich« hinter dem wilden Mecsek-Gebirge und schaut in den Südosten Europas: Kroatien vor der Haustür, Serbien im greifbaren Osten, Rumänien in Reichweite, der Balkan in naher Ferne, dahinter dann die Türkei, die zu osmanischer Glanzzeit ihre eleganten Spuren im Stadtbild hinterlassen hat. Auch Deutsche haben im Umfeld von Pécs gesiedelt, das sie Fünfkirchen nannten. Nach der Epoche unter osmanischer Herrschaft ab dem 16. Jahrhundert – mit der eindrucksvollen Moschee als Baudenkmal –, nach der ebenso präsenten Habsburgerzeit und den fünf Jahrzehnten unter dem Staatssozialismus hat heute der Bischof mit seinen prächtigen Barockbauten wieder das Regiment übernommen. Derzeit erobern internationale Firmen auch diese Stadt und prägen ihr Bild neu. All das ergibt ein lebendiges Durcheinander in südländischer Atmosphäre.

Dieses Reise- und Lesebuch bietet vielfältige Zugänge in eine Stadt voller Gegensätze. Neben Gedichten und Erzählungen europäischer Schriftsteller stehen Essays, Portraits sowie Kapitel zu Kultur, Alltag und Geschichte – aus erster Hand, von namhaften ungarischen Autoren, Künstlern und Journalisten. Der Band will die Poesie des Ortes zur Sprache bringen – und Reisende zu Entdeckungen anstiften, zu den Sehenswürdigkeiten führen, zu spannenden Abwegen verleiten.

Themen: Gekachelter Jugendstil. Ein weißer Elefant. Bauhaus und Bauhäuser. Hauptstadt der Filme. Die Süße des Südens. Völkergemisch auf engstem Raum. Lenau beherbergt die Deutschen. Schwermut und Mut. Liszt liegt im Fenster. Türkische Zeichen und Wunder. Pécs bei Nacht. Stadtpatriotische Glaubensbekenntnisse. Roma, verdrängt und gegenwärtig. Jugend in Pécs. Stalin und das Uran. Kaffeehaus im Winterschlaf. Zwischen Bier und Wein. Wahnsinn malt. Katholische Omnipotenz. Die Bettler der Stadt. Verwüstung und Kultur. Das ratlose Hochhaus. Jüdische Spuren. Provinz öffnet den Blick.

Zwölf Gesichter der Stadt sind den Kapiteln vorangestellt: darunter der Fußballer Pál Dárdai (Hertha BSC); der legendäre Bauhaus-Gestalter Marcel Breuer; der wahnsinnige Maler Csontváry; der international bekannte, avantgardistische Filmregisseur Béla Tarr; der Multimillionär Dezső Matyi und seine sagenhafte Karriere vom Groschenheftverkäufer in Pécs zum Besitzer eines Verlagsimperiums in Budapest; und der romantische melancholische Dichter Nikolaus Lenau, nach dem das Zentrum der Ungarndeutschen in Pécs benannt ist.

Ein informativer Anhang macht den Band zu einem idealen Reisebegleiter auf Rundgängen, Spurensuche und Ausflügen in die nähere Umgebung.

Autoren: Peter Esterházy, György Konrád, Ingo Schulze, Claudio Magris, János Pilinszky, Miklós Mészöly, Endre Kukorelly, Eduard Schreiber, Eduard Schreiber, László Márton, Lajos Parti Nagy, Zsigmond Móricz, Sándor Weöres, Evliya Çelebi, Zoltán Kőrösi, Janus Pannonius, Márta Józsa, Andrea Grill, Lajos Kassák, Wilhelm Droste und viele Andere.