Die Pflicht
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Ludwig Winder
Die Pflicht
Bibliothek der Böhmischen Länder
204 S. / 13 x 21 cm / 1. Aufl.
gebunden
Oktober 2003
sofort lieferbar
ISBN 978-3-9808410-4-7
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Mit Ludwig Winder (1889–1946) ist in den letzten Jahrzehnten ein Prager deutscher Autor als bedeutender europäischer Erzähler wiederentdeckt worden. In Prag war Ludwig Winder, dessen Romane an Joseph Roth oder Ernst Weiss erinnern, schon zu Lebzeiten berühmt, eine zentrale Figur des kulturellen Lebens: Er trat nach dem Tod von Franz Kafka an dessen Stelle in jenem legendären Vierer-Zirkel, den Max Brod später als den „engeren Prager Kreis" bezeichnete. Als Kulturredakteur der traditionsreichen Deutschen Zeitung Bohemia spielte Winder eine wichtige Rolle, besonders als ein Vermittler, der sich dem fruchtbaren Miteinander von Deutschen, Tschechen und Juden verschrieben hatte.

Viele von Winders Büchern sind inzwischen wieder neu aufgelegt worden: Romane wie Die jüdische Orgel oder Die Geschichte meines Vaters sind bemerkenswerte Auseinandersetzungen mit seiner Herkunft aus einer mährischen jüdischen Familie. Die nachgeholten Freuden, Der Kammerdiener und Der Thronfolger sind eindrucksvolle Schilderungen der untergehenden Donaumonarchie sowie der Zwischenkriegszeit – und Variationen über Machtgier und Untertanengeist, Herrschaft und Aufbegehren, Liebe und Haß. Der Exilroman Die Novemberwolke zeigt Schicksale von Emigranten und Einheimischen während einer Nacht im bombardierten London Anfang der vierziger Jahre.

Vor 60 Jahren schrieb Winder im englischen Exil sein vielleicht bestes Buch – den Roman Die Pflicht. Er beginnt mit jenem unheilvollen 15. März 1939, der auch für Winder den Zusammenbruch einer Welt bedeutete: dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Prag. Denn Winder, der als mutiger demokratischer Journalist und als Jude gefährdet war, konnte sich nur mit knapper Not nach England ins Exil retten. Von dort verfolgte er ohnmächtig den Terror der deutschen Besatzer in Böhmen und Mähren, das Verschwinden seiner Tochter, die schließlich im KZ umkam, und im Sommer 1942 die deutschen Massaker von Lidice und Lezáky an tschechischen Zivilisten.

Diese gaben ihm den letzten Anstoß zu einer leidenschaftlichen Parteinahme für den Widerstandskampf seiner tschechoslowakischen Landsleute. Er schrieb seine literarische Antwort auf Lidice – Die Pflicht: Die Geschichte des unscheinbaren pflichterfüllten Beamten Josef Rada ist ein stilistisches und psychologisches Meisterwerk. Konfrontiert mit einer Wirklichkeit, vor der er am liebsten die Augen verschließen würde, wird Rada vor eine Entscheidung gestellt: hin- und hergerissen zwischen dem gewohnten Lebensrhythmus, den Sorgen, der Angst um seine Familie und der Ahnung, für die Freiheit seines Volkes ein großes Wagnis eingehen zu müssen. Eine atemberaubende Geschichte um Anpassung und Widerstand, Feigheit und Mut nimmt ihren Lauf ...

 

Testimonials

»Die Pflicht ist ein Roman des Widerstandes, wie es dichter und subtiler in der deutschsprachigen Literatur keinen anderen und von vergleichbarem Rang vielleicht nur mehr einen, Anna Seghers Das siebte Kreuz, gibt ... Ludwig Winder ist ein ganz und gar aktueller Erzähler.« Karl-Markus Gauß in Die Vernichtung Mitteleuropas

»Es gibt keinen deutschen, auch keinen tschechischen Roman, in dem jene Zeit so sachlich, eindringlich und tragisch festgehalten wird.« Josef Mühlberger

»Spannung, die sich dem Leser mit eiskaltem Entsetzen mitteilt. Man fliegt mit, durchrast einen der wirksamsten Anti-Diktatur- Romane, die ich kenne ... Ich zweifle nicht daran, daß man Ludwig Winder neu entdecken wird.« Max Brod in Der Prager Kreis

»Ludwig Winder darf ... als einer der bedeutendsten Vertreter der Prager deutschen Literatur gelten. Bisher nur wenig bekannt ist sein in der englischen Emigration entstandenes engagiert-realistisches Spätwerk, und doch gehört es zu den eindringlichsten Zeugnissen der Exilliteratur.« Dieter Sudhoff