Von Autoren wie Stefan Zweig und Essad Bey bewundert und im Berliner Salon der Familie Sombart zu Hause, verstellen Grigol Robakidses ideologische Irrwege heute den Blick auf sein Werk. Die sowjetische Annexion Georgiens 1921 und die blutige Niederschlagung des georgischen Aufstands von 1924 vor Augen, setzte er ab 1931 als Flüchtling in Deutschland trügerische Hoffnungen auf die Gegner des Kommunismus. Seine kruden mythisch-esoterischen Konzepte und seine Begeisterung für das »Land der Dichter und Denker« projizierte er weltfremd auf die politischen Führer: Wie viele Schriftsteller schwärmte er für Mussolini, und – blind gegenüber dem innenpolitischen Terror und Antisemitismus des NS – verkannte er Adolf Hitler, in dem er noch Anfang 1939 einen Garanten für den Frieden (!) sah. Bereits 1933 legte Robakidse mit dem Roman Die gemordete Seele (Arco Verlag, 2018) eine beeindruckende Auseinandersetzung mit Stalin und der Sowjetunion vor, die Bücher wie Koestlers Sonnenfinsternis oder Jiří Weils Moskau – Grenze vorwegnimmt. Als wichtigster Prosaautor der Moderne hat Robakidse (1882–1962) für die georgische Literatur überragende Bedeutung.

 
Grigol Robakidse
Grigol Robakidse
im Arco Verlag