kwsSeit 2000 knüpft die Kurt-Wolff-Stiftung an ein Verständnis des Büchermachens an, wie es einst Kurt Wolff (1887–1963) als einer der großen deutschen Verleger europäischen Geistes vorgelebt hat. So verschreibt sich die Stiftung »der Förderung einer vielfältigen Verlags-und Literaturszene«. Zu den Lordsiegelhaltern einer solchen Szene gehören über siebzig (zumeist) unabhängige, (zumeist) »kleinere« deutsche Verlage, die mit ihrem Programm für Ansprüche einstehen möchten, wie sie von Kurt Wolff und den anderen herausragenden Verlegerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts zum Maßstab gemacht wurden. Daß das keine wirkliche Nachahmung sein kann und braucht, beweisen die Verlagsportraits des jährlich erscheinenden Katalogs »es geht um das buch« immer wieder aufs Neue.

Der Arco Verlag, als eine der eigenwilligen Neugründungen des letzten Jahrzehnts, sieht sich in besonderer Weise mit Kurt Wolff verbunden: So finden sich bei Arco Neu- und Erstauflagen der 20er bis 40er Jahre, einer Zeit, in der Kurt Wolff als erfolgreicher Verleger wirkte. Der Blick über den Tellerrand ins europäische Ausland, auch in sogenannte »kleinere Literaturen«, gehörte zu den verlegerischen Tugenden von Kurt Wolff und ist uns ebenfalls ein Anliegen. Autoren des Kurt Wolff Verlags spielen jetzt und in Zukunft eine Rolle im Programm des Arco Verlags. Mit Kurt Wolff teilen mehrere Arco-Autoren nach 1933 bzw. 1938/39 das Los, wegen ihrer Überzeugungen oder aus rassistischen Gründen ins Exil gezwungen worden zu sein.

Nicht ohne Grund führt der Arco Verlag den Schattenriß von Ernst Barlachs »Buchleser« als Signet im Schilde: er steht – als besonders angefeindetes Werk eines Künstlers im Deutschland nach 1933 – als Bekenntnis zum »Buch« und für die Widerständigkeit von Kunst, Kultur und Literatur. Europäische Exilliteratur hat im Arco Verlag eine verlegerische Heimat.

Neben diesen Querverbindungen ist es uns wichtig, dem Einheitsbrei, der Beliebigkeit und der Belanglosigkeit, die heute den Buchmarkt prägen, etwas entgegenzusetzen: unsere Autoren und ihre Bücher, unsere Sorgfalt und Leidenschaft, unsere Gestaltung und ein klares Gesicht des Verlags. Dabei können wir, bei allem Selbstbewußtsein, jederzeit von Vorbildern wie Kurt Wolff lernen.

In diesem Sinne freuen wir uns, zum Profil der Kurt-Wolff-Stiftung und zur Vielfalt der deutschsprachigen Verlagsszene einen unverwechselbaren Beitrag leisten zu können. Wir begrüßen, daß es die Kurt-Wolff-Stiftung gibt – und Förderer, die mit unseren gemeinsamen Anliegen übereinstimmen. Zu den Förderinnen und Fördern zählen dabei nicht zuletzt – unsere Leserinnen und Leser.