Walter Serner – »größenwahnsinniger Außenseiter« (Tristan Tzara) des DADA, enger Freund von Christian Schad, der sein Werk illustrierte – gab seiner Umgebung Rätsel auf, und über sein Verschwinden aus dem Kulturbetrieb um 1927 wurde wild spekuliert. Im selben Jahr hatte Serners Hausverlag Paul Steegemann in seine Gesammelte Werke in sieben Bänden herausgebracht.
Aufgewachsen im böhmischen Karlsbad als Walter E. Seligmann, lebte Serner während des Ersten Weltkriegs in der Schweiz, dann in Paris und ab 1921 in Berlin. Werke wie Zum blauen Affen. Dreiunddreißig hanebüchene Geschichten (1921), Der elfte Finger. Fünfundzwanzig Kriminalgeschichten (1923), Der Pfiff um die Ecke. Zweiundzwanzig Spitzel- und Detektivgeschichten (1925), Letzte Lockerung. Ein Handbrevier für Hochstapler und solche die es werden wollen (1927) begründeten – neben der Tigerin – seinen vorübergehenden Ruhm. Heute gilt als gesichert, das Serner – schon 1926 im Visier antisemitischer Hetze – zuletzt in Prag lebte, aus dem KZ Theresienstadt im August 1942 nach Riga deportiert und in der Nähe mit seiner Frau erschossen wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg entdeckte die Wiener Gruppe Serner für sich; der beste Serner-Kenner, Thomas Milch, machte ihn mit seinen – inzwischen lange vergriffenen – Werkausgaben, zunächst im Verlag Klaus G. Renner, wieder zugänglich.