Dušan Šimko wurde 1945 in der ostslowakischen Metropole Košice geboren – in der Straße, in der einst Sándor Márai seine Kindheit verbracht hatte, der später die multiethnische Atmosphäre seiner Heimat auf den Nenner brachte: »Kaschau war eine europäische Stadt ...« In einem europäischen Bewußtsein wuchs auch Dušan Šimko auf: sein Vater war ein slowakischer Jude und Titos Leibarzt unter den Partisanen; seine Mutter eine Serbin. Nach dem erzwungenen Ende des »Prager Frühlings« 1968 emigrierte Šimko in die Schweiz. In Basel beendete er sein in Bratislava begonnenes Studium der Geologie und Mineralogie und promovierte anschließend. Längere Forschungsaufenthalte führten ihn nach Hongkong und Tokyo. Heute lehrt er als Dozent an der Universität Basel.

Mit zahlreichen Beiträgen trat Dušan Šimko publizistisch in Erscheinung, u. a. in der Neuen Zürcher Zeitung, im Tages-Anzeiger, in der Frankfurter Rundschau und dem Rheinischen Merkur. Bis 1989 war er freier Mitarbeiter des Schweizer Radios DRS 2 und des Radio Free Europe. Seine Artikel erschienen in der tschechoslowakischen Exilpresse. Als Filmemacher dokumentierte er die Geschichte einer Einheit von Juden, die in einer antisemtischen Umgebung zu Arbeiten für die slowakische Armee zwangsrekrutiert wurden (The Sixth Battalion).

Ohne Aussicht auf eine Veröffentlichung in seiner Heimat hielt Dušan Šimko als Autor an seiner slowakischen Muttersprache fest, sein schriftstellerisches Debüt erschien 1984 in einem Exilverlag. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs wird Šimko vor allem in Südostmitteleuropa als wichtiger Erzähler wahrgenommen. Er gilt heute als einer der bedeutendsten slowakischen Gegenwartsautoren.

Der Arco Verlag stellt Dušan Šimko endlich auch einem deutschsprachigem Publikum vor: mit seinem Roman Esterházys Lakai und mit einer Erzählung in Michael Okroys jüdischem Städtebild »Kaschau war eine europäische Stadt ...« Die deutsche Erstausgabe des international bekanntesten Werks Esterházys Lakai war zugleich eine Pioniertat: es handelte sich um den ersten slowakischen Roman seit über zehn Jahren in deutscher Übersetzung.

Zu Šimkos Werken zählen Maratón Juana Zabalu (Der Marathon des Juan Zabala, 1984), Japonský diván (Japanischer Diwan, 1993), VI. prápor (Das 6. Bataillon, 1997), Esterházyho lokaj (Esterházys Lakai, 2000) und Exil in Basel, Gespräche mit Flüchtlingen aus der Tschechoslowakei (2003), Gubbio. Kníha udavačov (Gubbio – das Buch der Verräter, 2008). Bücher von Dušan Šimko wurden in den letzten Jahren in mehrere Sprachen übersetzt.


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Dušan Šimko
© Jan Vaniš