Joseph Wechsberg (1907–1983) wuchs in der nordmährischen Industriemetropole Mährisch Ostrau (Moravská Ostrava) auf. Bereits in den späten zwanziger und dreißiger Jahren führte der studierte Jurist ein bewegtes Leben zwischen den europäischen Metropolen wie Wien, Prag und Paris, mit Stationen in Monte Carlo und als Schiffsmusiker in Übersee, ob New York, Mittel- und Südamerika oder Fernost. Auf seinen Reiseerfahrungen gründen, nach dem Debut als Sportberichterstatter, erste Artikel als Journalist für das Prager Tagblatt und Anfang 1933 noch für die Berliner Vossische Zeitung. Nach einem ersten Unterhaltungsroman mit Schauplatz Singapur, 1935, machte sich Wechsberg mit Berichten von Weltreisen auf Deutsch (Die grosse Mauer, 1937) und auf Tschechisch (Svět nás volá, 1936) einen Namen; in diese Zeit fiel das Intermezzo als Parlamentssekretär der Jüdischen Partei in Prag. Beauftragt mit einer Imagemission zur Darstellung der Sudetenkrise aus tschechoslowakischer Regierungssicht, schiffte sich Wechsberg 1938 nach New York ein – und wurde an Bord vom Münchner Abkommen überrascht, das für sein Leben entscheidende Folgen hatte. Nach einem Aufenthalt in Kanada entscheidet sich Wechsberg zum dauerhaften Exil in den USA – und dazu, auf Englisch an seine publizistische Tätigkeit anzuknüpfen. Er wird zum Mitarbeiter renommierter Zeitungen wie der Saturday Evening Post und zu Magazinen wie Esquire und schließlich dem New Yorker. Mit seinem ersten Bestseller Looking for a Bluebird (1944) – anekdotische Erinnerungen an das Europa der Zwischenkriegszeit und Schiffsreisen nach New York – legte er den Grundstein für eine Karriere als amerikanischer Autor. Zum ersten Wiedersehen mit Europa kam es 1944/45: Wechsberg gehörte der Abteilung für Psychologische Kriegsführung der US-Army an. Grenzgänger zwischen Kalifornien, der amerikanischen Ostküste und Europa kehrte er in den 50er Jahren endgültig dorthin zurück und lebte überwiegend in Wien und Meran. Neben politischen Reportagen im Kalten Krieg und der Beschäftigung mit jüdischen Themen steht Joseph Wechsberg für Beiträge über Musik, Feinkost und Lebensart. Er schrieb mehr als zwei Dutzend Bücher, darunter drei Romane, Reisebücher, populäre Biographien von Schubert, Verdi und Melba – und in vier Sprachen für die berühmtesten Blätter der westlichen Welt, darunter: Prager Tagblatt, Vossische Zeitung, Lidové Noviny, Le Matin, The New Yorker, Saturday Evening Post, Toronto Star, Newsweek, FAZ, Die Welt, Der Monat, Gourmet, Playboy.

 
Joseph Wechsberg
im Arco Verlag