Zehn jagen Mr. X

Als Erika Manns bester Roman 1990 in Ostberlin endlich erstmals auf Deutsch herauskam, verschwanden die 10.000 Exemplare im Nirgendwo wie die DDR - wahrscheinlich landete ein Großteil druckfrisch im Altpapier. Bei seinem Ersterscheinen 1942 in New York war an eine deutsche Ausgabe nicht zu denken: Erika Mann wirbelte, ausgebürgert, auch in den USA unermüdlich gegen die Nazis, denen sie ein Dorn im Auge war - was die emigrierte Autorin, Journalistin und gelernte Schauspielerin nicht eben wenig freute.

Nach dem Zweiten Weltkrieg interessierten sich in Deutschland nur wenige für sie und niemand für ihr Buch, einen atemberaubenden Jugendroman nach dem Muster von Erich Kästners weitaus harmloseren Klassiker Emil und die Detektive. Nur ihre in den dreißiger Jahren erschienenen Kinderbücher Stoffel fliegt übers Meer, Muck, der Zauberonkel und eine neue Jugendbuchserie wurden in den fünfziger Jahren mit Erfolg neu aufgelegt. Dennoch wurde Erika Mann kaum als Schriftstellerin wahrgenommen, sondern vor allem als Tochter und einflußreiche Beraterin Thomas Manns - eine Rolle, die sie sich, nach dem Ende der Hitlerdiktatur, zur neuen Lebensaufgabe machte.

Mit der Exilforschung wie dem gestiegenen Interesse an schreibenden Frauen und an der Schriftstellerfamilie Mann änderte sich auch der Erika Mann und ihr eigenes umfangreiches Werk. Zu ihrem 100. Geburtstag 2005 kamen fast alle ihre Bücher wieder in den Buchhandel. Nur Zehn jagen Mr. X blieb dabei erneut auf der Strecke. Mit der Neuveröffentlichung in der Reihe »Arco Orca« kann Erika Manns vergessener Roman jetzt endlich gelesen werden.

Zum Inhalt

Kalifornien ist ein paradiesisches Stück Erde. Das ist auch schon 1942 so ... Doch in jenem Sommer passieren im Städtchen El Peso an der Westküste eine ganze Menge Dinge, die ein bisschen anders sind als sonst. Es ist Krieg, aber der Krieg ist zum Glück noch ziemlich weit weg: In Europa, Asien, auf Hawaii oder draußen im Pazifik. Nur an der neuen Rüstungsfabrik merkt man schon, dass auch die Amerikaner jetzt gegen Hitler und gegen Japan kämpfen.

Das ist aber trotzdem eine Nebensache, wenn es um die »Neue Welt« geht. Das ist die Schule von Rombout, Björn, Tschuschu, Nelson, Ivan, Betsy, Madeleine, Chris und den anderen. Zugegeben, da sind ein paar merkwürdige Namen bei. Das liegt an der komischen Mischung an der »Neuen Welt«: Hier wohnen und lernen Kinder aus allen möglichen Ländern. Sie sind Flüchtlinge, die meisten auf der Flucht vor Hitler und seinen Verbündeten. Aus Holland, Norwegen, Rußland, Frankreich, England und anderswo. Später lernen sie auch ausgerechnet einen Deutschen, Franz, kennen, der ja auf den ersten Blick eigentlich nicht so ganz dazu paßt, aber das ist eine lange Geschichte.

Die »Neue Welt« ist noch aus einem anderen Grund eine besondere Schule, nämlich ein »Kinderstaat, von Kindern organisiert, regiert und in Gang gehalten«. Hier haben also die Kinder das Sagen, jedenfalls ziemlich viel zu sagen. Die »Vereinten Kinder« der »Neuen Welt«, aus Staaten der »Vereinten Nationen«, sind froh, hier zu sein. Sie erzählen sich ihre Geschichten: wo ihre Eltern sind, warum sie von Zuhause flüchten mussten, was sie im Krieg erlebt haben und vieles mehr. Jetzt fühlen sie sich sicher. Doch der Frieden trügt. Der geheimnisvolle Mr. X soll den Terror in die Verinigten Staaten, mitten unter sie, tragen. Die jugendliche »Gang of Ten« kommt ihm auf die Spur - und es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Fast immer mit dabei: »Depesche«, Reporterin einer großen Zeitung aus Washington und bald die beste Freundin der »Gang.«

Herausgegeben von Christoph Haacker / Übersetzt von Elga Abramowitz / Mit einem Nachwort von Golo Mann

Testimonials

»Spannend ... glänzend erzählt, für Kinder und für Erwachsene auch.« Golo Mann

»Kinder-Spionage-Krimi ... spannend ... mit der für Erika Mann typischen Erzählfreude.« Ute Kröger

16,– € [D]/ 16,– € [A] / SFr. 24,– [CH]

Bestellen

Erika Mann
Zehn jagen Mr. X

250 Seiten, 12 Abb., 130 x 215 cm, gebunden

ISBN 978-3-938375-33-4
April 2010

Drucken