
Das Entsetzen über den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine macht uns nicht sprachlos. Wir setzen dem Stimmen ukrainischer Literatur entgegen. Eine gezielte Auslöschung ukrainischer Kultur und Sprache wurde bereits in der Sowjetunion zum Ziel. Die lange fehlende Eigenstaatlichkeit der Ukraine, die Vladimir Putin nun zur »Rechtfertigung« des beabsichtigten »Anschlusses« an Rußland vorgebracht hat, zeigt wohlkalkulierte Geschichtsvergessenheit. Schließlich war nach dem Zusammenbruch des Zarenreichs und der Habsburgermonarchie ein unabhängiger ukrainischer Staat 1919 durch Polen bedroht und – wie z. B. auch in Georgien – durch den Einmarsch der Roten Armee und die Einverleibung in die Sowjetunion zerschlagen worden. All das und Aktuelles aus der ukrainischen Gegenwartsautor ist auch in kommendem Arco-Büchern nachzulesen.
Mehr Lesen ...In die Zukunft zu schauen, macht angesichts der bedrängenden Gegenwart wenig Freude. Im Arco Verlag ist die Ukraine ebenfalls Thema – mit ukrainischen Texten aus den Jahren zwischen Grauen und verborgener Hoffnung um den Ersten Weltkrieg, als das Land um seine Unabhängigkeit rang und gleich zwei Nachbarstaaten es sich gewaltsam einverleiben wollten. Auch kein freudiger Anlaß ist der 100. Jahrestag der Ermordung Walther Rathenaus am 24.6., zu dem wir Alfred Kerr eindrucksvolles Portrait mit »Erinnerungen an einen Freund« vorlegen.
Verfilmt wurden die zwei Romane von Heere Heeresma und Jan Wolkers, mit denen wir – nach Marga Minco – unser niederländisches Programm fortschreiben. Die Lichtgestalt der modernen niederländischen Dichtung aber ist bis heute der Flame Paul van Ostaijen, der – nach 1918 – ein ziemlich furchterregendes Berlin erlebte und mit der deutschen Avantgarde verbunden war.
Zur europäischen Avantgarde gehörten Claude Cahun – heute eine Ikone der queeren Kunst – und der noch völlig neu zu entdeckende Schweizer Gilbert Clavel. Helmut Schulze – James-Joyce- und Arrigo-Boito-Nachdichter – setzt sich experimentell über Sprachgrenzen hinweg und tischt eigne Gedichte in vier Zungen auf – tetraglott. Wie der Polsko-Italiener Arrigo Boito knüpft auch Josef Jedlička an Dante an – in seinem Fall, um das Inferno im ab 1948 stalinisierten Böhmen zu fassen. Neuerscheinungen von Arrigo Boito, Mário de Sá-Carneiro und Endre Kukorellymach(t)en den Auftakt zum neuen Jahr.
Mehr Lesen ...Für allfällige Lockdowns und Weihnachtsgeschenke warten wir mit druckfrischem Arco-Allerlei auf:
Alban Nikolai Herbsts In New York. Manhattan Roman ist vieles – auch eine literarische New-York-Reise, abseits des Glamour, musikdurchdrungen, auch eine Zeitreise – und das zudem in über 50 Photos des Verfassers. Ein Gesamtkunstwerk in Text und Bild. Mário de Sá-Carneiros Himmel in Flammen führt in die Bohème von Paris und Lissabon – und unter ziemlich überspannte Seelen … Erotik trifft auf stetig wachsenden Wahnsinn. Zwischen den Jahren laden zur Vertiefung ein: Dorothea Dieckmanns Das Land mit seinen Kindern. Ein Nachtbrief, der in einem abendlichen Garten von Virginia Woolf seinen Ausgang nimmt, sowie Andreas Steffens mit seinem Auf Umwegen. Nach Hans Blumenberg denken – beides Lektüren, die zu Folgelektüren anstiften.
Für ein perfektes Geschenk halten wir jederzeit C. F. Ramuz: Die Schönheit auf der Erde – ein zeitlos frisches Sprachkunstwerk vom Lac Léman um eine junge Frau aus Kuba, die sich gegen die Männer der Romandie behauptet – auch dies von höchster Musikalität.
Mehr Lesen ...Gestern, am 8. August, starb unser Autor Tomáš Radil mit neunzig Jahren nach kurzer Krankheit in Prag. Als Dreizehnjähriger durchlebte er – der aus einer ungarischsprachigen Familie im slowakischen Parkan stammte – nach der deutschen Besetzung Ungarns vom 19. März März 1944, was Juden in Europa, verantwortet von Deutschen, angetan wurde. Getrennt von seinen engsten Familienangehörigen, die großteils im KZ umkamen, hatte Tomáš Radil als Jugendlicher in Auschwitz-Birkenau nicht mehr als eine vage Sehnsucht, noch eine kurze Weile seiner sicheren Ermordung entgehen zu können – Ein bisschen Leben vor diesem Sterben. Mit 13 in Auschwitz lautet entsprechend auch der deutsche Titel seines Überlebensberichts, der 2020 im Arco Verlag erschien.
Mehr Lesen ...Všechno nejlepší k 75. narozeninám, Danielo Hodrová! Herzlichen Glückwunsch zum 75. Geburtstag, Danilela Hodrová. Mit unseren Herzen sind wir heute bei unserer Autorin. Sie hat uns ihr Buch Ich sehe die Stadt ... geschenkt. Winken nach Prag, mit geballten Wünschen!
Mehr Lesen ...Die Herbstvorschau bringt einen Blick zurück: Eduard Schreibers Leben ist Montage spiegelt die wilden Jahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion aus der Perspektive des Filmemachers, Autors und Übersetzers. In großer Unmittelbarkeit kann das in seinem Arbeitsjournal aufs Neue durchlebt werden – eine Fülle von Eindrücken und Reflexionen sowie Begegnung mit der einstigen unterdrückten Avantgarde. Herbstlich die Lyrik und Stimmungen des großen ungarischen Romantikers János Arany, Petöfis Gegenstück, und doch engstem Freund … Wie sehr Péter Esterházy weiter präsent und wichtig ist, davon kündet die traditionsreiche Zeitschrift Drei Raben, die von nun an unter den Fittichen des Arco Verlags erscheinen wird. Jiři Kolářs subversives, eigenmächtiges poetisches Universum Die Leber des Prometheus – einst brachte es ihn ins Gefängnis – geht nun seinem heißersehnten Erscheinen entgegen. Und Jan Drees wendet sich nach Rainald Goetz wiederum einen markanten deutschen Gegenwartsautor zu: seine Monographie Literatur der Krise zur Novellistik Hartmut Langes setzt Maßstäbe.
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